Dr. phil. Barbara Gründler

I n Anlehnung an Adorno, der in der Dialektik der Aufklärung ein Band zwischen Namen und Sein vermutet, lässt mein Nachname Gründler auf Gründlichkeit und mein Vorname Barbara auf das Fremde (gr.: die Fremde, die Barbarin) schließen. Als Pendant zum wunderbaren wilden Denken meines Lebensmenschen und Ehemanns Thomas Wilden bringe ich tatsächlich oft Systematik in unser gemeinsames Philosophieren und rege Projekte an, für die langer Atem vonnöten ist. In den zehn Jahren meines Lebens, die ich in Frankreich und den USA gelebt, studiert und gearbeitet habe, war ich als Deutsche natürlich stets ein wenig „die Fremde“.

 


Nach meinem Studium der Germanistik, Romanistik und Philosophie an der Université Lille III (Frankreich) und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe hatte ich das große Glück, 2018 bei Peter Sloterdijk meine Promotion über das Thema Ressentiment abschließen zu dürfen. Auch beim Schreiben meiner Dissertation war mein Hang zur Gründlichkeit hilfreich. Der Versuch, im Selbstexperiment eigene Ressentiments zu überwinden, ist seitdem für meinen Mann und mich zu einem gemeinsamen Lebensthema geworden, und mit jeder gelungenen Überwindung geht ein Gefühl der Befreiung einher. Als Botschafter der Überwindung des Ressentiments versuchen wir, das erstmalig von Nietzsche beschriebene Phänomen bekannter zu machen. Neben Nietzsche und Sloterdijk sind meine maßgeblichen Philosophen Wittgenstein, Heidegger, Bataille, Pascal, Epiktet und Han. Besonders beeinflusst hat mich zudem bis heute die Lebensphänomenologie.

 
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Peter Sloterdijk, Barbara Gründler, Rüdiger Schmidt-Grépály (v.l.n.r.)
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Barbara Gründler und Thomas Wilden im Gespräch mit Rüdiger Schmidt-Grépály (ganz rechts) auf der Frankfurter Buchmesse 2018
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Peter Sloterdijk, Barbara Gründler und Thomas Wilden (v.l.n.r.) bei einem gemeinsamen Abendessen
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Barbara Gründler vor dem ehemaligen Nietzsche-Archiv in der Villa Silberblick
 


Im Sinne Roland Barthes, der die Identität eines Menschen im Koordinatensystem seiner Zu- und Abneigungen verortet, möchte ich es ihm bei diesem Selbstporträt nachmachen:

 

Ich liebe:

das Leben, meinen Lebensmenschen und meinen Sohn, meine Familie, Anemonen, Christrosen, Orangen, Sonnenstrahlen auf Hauswänden, fallendes Herbstlaub, Salz, das Gleißen der erwachenden Natur in der Frühlingssonne, Wind, Erdbeeren, mein Bett, Gewitter, französische Musik, Vogelgezwitscher, Rilke, den Sommer, Paniermehl, Zuhören, Roger Cicero, Schokolade, Decken, Philosophie, die im Dienst des Lebens steht, langsamen Schrittes allein in der Natur spazieren gehen mit der passenden Musik auf den Kopfhörern, Kerzenschein, das Meer, schöne Gespräche, den November, Denken, den Himmel, Schneeflocken, die Sterne, die Farben blau und, als Gründler, selbstverständlich auch grün.

Ich liebe nicht:

Anthurien, Avocados, Mangos, Spiegeleier mit rohem Eidotter, das Beschmutzen von Tischdecken, rote Eisbegonien, fettiges Fleisch, Geburtstagsfeiern (eigene und fremde), die Farben beige und violett, frieren, Bus- oder Straßenbahnfahren, fotografiert werden, voll verplante Wochenenden, Massagen, telefonieren, Möbel zusammenbauen, raue Hände haben, die Weihnachtszeit, keine Freiräume haben, Fingerabdrücke auf Fotos und Glasflächen, Milch, kratzende Kleidung.

 


Immer war ich Studentin mit Leidenschaft und empfand es als großes Privileg, studieren zu dürfen, statt schon in jungen Jahren einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu müssen. Da sich die Geisteswissenschaften jedoch nach Abschluss meines Studiums in Frankreich nicht als klassischer Brotberuf entpuppten, absolvierte ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland eine Ausbildung und später ein Studium zur Ergotherapeutin. Meine erste Anstellung führte mich in eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, wo ich zwei Jahre tätig war und auf der „Geschlossenen“ meinen Mann kennenlernte. Auch vor dem Hintergrund unserer Begegnung erwiesen sich alle vorherigen Reisen und Umwege durch die weite Welt als glückliche Fügung. Seit über zwanzig Jahren arbeite ich nun als Dipl.-Ergotherapeutin (FH), Fachberaterin für Psychotraumatologie und Praktische Philosophin in einer Praxis für Ergotherapie, Kunst- und Gestaltungstherapie in Düsseldorf mit dem Schwerpunkt Psychiatrie.

Zusammen mit meinem Mann biete ich mit viel Freude ein VHS-Seminar an und halte philosophische Vorträge und Seminare in unterschiedlichen Kontexten, wie z.B. bei der C.G. Jung-Gesellschaft in Köln, auf der Frankfurter Buchmesse oder im Forschungskreis Lebensphänomenologie von Rolf Kühn in Berlin und Freiburg.